Cochlea-Implantate – nach einer OP wieder hören
Cochlea-Implantate – nach einer OP wieder hören
Wenn ein Hörgerät zum Ausgleich von Schwerhörigkeit nicht mehr ausreicht und die Ursache der Hörstörung im Bereich der Hörschnecke, der sogenannten Cochlea, liegt, kann ein Implantat ihre Funktion teilweise übernehmen.
Das Cochlea-Implantat (CI) ist eine elektronische Hörprothese, die die Funktion der Haarsinneszellen ersetzt, deren Aufgabe es ist, die mechanischen Schallwellen in elektrische Impulse umzuwandeln. Die Dysfunktion der Haarsinneszellen ist die häufigste Ursache für schwere bis hochgradige Innenohrschwerhörigkeit.
Hörakustiker in der Nähe
Wie verläuft die CI-OP und wie funktioniert das Hören?
Ein Cochlea-Implantat besteht aus einem Außen- und einem Innenteil:
- Ein Sprach- oder Soundprozessor mit Sendespule wird hinter dem Ohr getragen.
- Ein Implantat mit einem Elektrodenstrang wird hinter dem Ohr unter der Haut platziert.
Nach eingehenden Untersuchungen wird es operativ eingebaut. Der Eingriff dauert ungefähr zwei Stunden und bedarf nur leichter Narkose.
Bei der Operation wird hinter dem Ohr eine Vertiefung in den Schädelknochen gefräst, in der das Implantat, das die digital codierten Audiosignale in elektrische Impulse umwandelt, verankert wird. Zudem wird eine Öffnung in den Schädel gebohrt, über diese wird der mit dem Implantat verbundene Elektrodenträger ins Innenohr geschoben. Interoperativ wird ein Funktionstest durchgeführt. Der Krankenhausaufenthalt selbst ist relativ kurz, allerdings wird postoperativ der Sitz des Implantats mit bildgebenden Verfahren überprüft und die Wundheilung engmaschig beaufsichtigt. Da hochwertige Materialien, wie Titan, Silikon und Platin, verbaut werden, sind Unverträglichkeits-Reaktionen selten. Äußerlich ist nur der externe Prozessor zu sehen, der geringfügig größer als ein Hörgerät ist. Die Sendespule verschwindet meist unter den Haaren.
Die Funktionsweise ist schnell erklärt: Der Audioprozessor hinter dem Ohr nimmt analoge Schallinformationen auf und verarbeitet sie in digitale Signale. Die Sendespule ist mit einem Magneten an dem unter der Haut eingebauten Implantat fixiert. Über diese gelangen die Signale an das Implantat, das den digitalen Code in elektrische Impulse umwandelt, die dann über die Elektrodenträger ins Innenohr geleitet werden. Die Elektrode liegt direkt am Hörnerv und stimuliert diesen. Die Impulse werden so an das Gehirn weitergeleitet. Damit ermöglicht das CI einen völlig neuen Zugang zum Hören bei Umgehung des Innenohrs.
Für wen ist ein Cochlea-Implantat geeignet?
Voraussetzung für die Sinnhaftigkeit dieser Hörprothese ist ein intakter Hörnerv und eine funktionierende Hörleitung. Das Implantat übernimmt die Funktion des beeinträchtigten Innenohrs, der Cochlea oder Gehörschnecke, und damit die Signalübertragung ans Gehirn.
Diese Überbrückung wird vorgenommen…
- bei Schädigung der Haarsinneszellen, die die Schallwellen in elektrische Nervenimpulse umwandeln, also bei der sogenannten cochleärer Taubheit.
- bei Gehörlosigkeit nach dem Spracherwerb.
- bei Kindern auch vor dem Spracherwerb und bei genetisch bedingter Taubheit.
- wenn die Schwerhörigkeit nicht durch ein Hörgerät beseitigt werden kann.
Erwachsenen, die nie hören konnten, wird kein Implantat eingesetzt, da ihr Gehirn im Gegensatz zu dem von Kindern bereits ausgewachsen ist. Sie können die Fähigkeit Lautsprache zu verstehen, nicht mehr erlernen.
In der Regel gilt, den Einbau eines CI je früher desto besser vorzunehmen. Das gilt besonders bei kleinen Kindern, da sich das Hörsystem in den ersten zwei Lebensjahren ausbildet und die Voraussetzung für den Spracherwerb ist. Eine generelle Altersgrenze nach oben gibt es nicht. Wichtig ist nur, dass der Patient die Narkose verträgt und über die geistige Fitness verfügt, mit den Implantaten ausreichend zu trainieren.
Nach dem Einbau muss nämlich in einer mehrjährigen Basistherapie Hören wieder gelernt werden. Das beginnt mit Geräuschen, geht über das Verstehen von einzelnen Worten bis hin zum Verstehen von Sprachmelodien. Auch muss das Gehirn das Unterdrücken von Störgeräuschen wieder lernen, was Zeit und Unterstützung durch einen Therapeuten braucht. Die Basistherapie dauert 2 bis 3 Jahren, in deren Verlauf der Sprachprozessor an die individuellen Bedürfnisse des Trägers angepasst werden. die Entscheidung über den Einsatz eines Cochlea Implantates trifft immer der HNO-Arzt.
Mit dem CI ist es wieder möglich, am sozialen Leben teilzuhaben
Cochlea-Implantate ermöglichen es Betroffenen wieder am sozialen Leben teilzunehmen und tragen zu einer Steigerung der Lebensqualität bei. Der Akku hält etwa einen Tag. Die äußeren Teile des CI, also der Soundprozessor und die Sendespule, müssen in der Nacht abgenommen werden und können dann problemlos aufgeladen werden. Auch der Kontakt mit Wasser ist zu meiden, also vor dem Schwimmen oder Duschen müssen die Außenteile abgenommen werden.
Der Innenteil ist ein Life-Long-Gerät, die Außenteile müssen alle fünf bis sechs Jahre erneuert werden. Sie nutzen sich im Lauf der Zeit ab, außerdem wird permanent an der technischen Verbesserung des Soundprozessors gearbeitet und die Geräte werden auch immer kleiner.
Es gibt mittlerweile zahlreiche Zusatzgeräte, die direkt mit dem CI über Bluetooth verbunden sind und die Anbindung an Handy, Fernsehgeräten etc. ermöglichen.
Ähnliche Beiträge
-
Hörverlust macht einsam und krank
Nicht nur Betroffene leiden unter Hörverlust auch das Umfeld. Unbehandelte Schwerhörigkeit zieht nicht nur soziale Probleme nach sich, die aus der Schwierigkeit an Unterhaltungen teilzunehmen, resultieren, sondern hat auch beträchtliche… -
Das Ohr – ein komplexes Organ
Wie der gesamte Körper ist auch das Ohr perfekt für seine Funktion gebaut. Seine Hauptaufgabe ist es Informationen in Form von Schallwellen aufzufangen und sie so umzuwandeln, dass unser Gehirn… -
Hörtraining – wieder zu hören, braucht Übung
Hörtraining – wieder zu hören, braucht Übung Bis das Hören mit dem neuen Hörgerät funktioniert, braucht es einige Zeit. Schwerhörig werden ist meist ein schleichender Prozess, denn das schlecht Hören…