Farbenblindheit: Arten und Ursachen
Farbenblindheit: Arten und Ursachen
Farbenblindheit ist das – meist erblich bedingte – Unvermögen, Farben wahrzunehmen. Je nach Art der Farbenblindheit kann man gar keine oder nicht alle Farben sehen. Die häufig als Farbenblindheit bezeichnete Rot-Grün-Schwäche, ist hingegen medizinisch nur eine Farbsehschwäche.
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Welche Arten von Farbenblindheit gibt es und was ist die Ursache dafür?
Das Sehzentrum in unserem Gehirn vollbringt die gewaltige Leistung, circa 200 Farbtöne in 29 Sättigungsstufen und 500 Helligkeitswerten zu unterscheiden.
Zur korrekten Farbwahrnehmung hat das menschliche Auge in der Netzhaut bestimmte Sinneszellen – die Zapfen(-Zellen). Sie sind in der Nähe der Sehgrube, im Zentrum der Makula, angeordnet. Von diesem Zelltyp gibt es drei verschiedene Arten, die auf farbiges Licht reagieren. Ein Typus spricht auf rotes, einer auf grünes und der dritte auf blaues Licht an.
Man unterscheidet drei Arten von Farbenblindheit:
- Achromatopsie oder Achromasie: Es gibt keine funktionsfähigen Zapfenzellen.
- Dichromasie: Zwei Zapfentypen arbeiten korrekt.
- Monochromasie: Nur ein Typus der Zapfenzellen funktioniert.
Bei der Rot-Grün-Sehschwäche arbeitet einer der Zapfentypen nicht richtig. Ist z.B. der Grün-Zapfen betroffen, ist Grün sehr schwer von Rot zu unterscheiden. Durch diese Störungen ist das Farbsehen weniger beeinträchtigt als bei der Farbenblindheit. Medizinisch spricht man auch von einer anomalen Trichromasie.
Tritt Farbenblindheit spontan auf, sollte man umgehend den Augenarzt aufsuchen. Der Verlust des Farbsehsinns kann Hinweis auf Erkrankungen des Sehnervs oder der Netzhaut sein.
Farbensehen mit defekten Zapfenzellen
Rotblinden (Protanopen) fehlen die Sinneszellen für den langwelligen roten Bereich. Farben im Rotbereich können daher nur schwer unterschieden werden. Das führt zu Verwechslungen von Rot mit Gelb oder Braun mit Grün.
Grünblinde (Deuteranope) haben keine Zapfenzellen für den mittelwelligen Grünlichtbereich. Sie können Rot und Grün nicht unterscheiden und haben sonst ähnliche Probleme wie Rotblinde. Diese beiden Arten der Farbenblindheit haben aber nichts mit der häufiger vorkommenden Rot-Grün-Schwäche zu tun.
Blaublindheit (Tritanopie) ist wesentlich seltener als die Grün- und Rotblindheit. Die Betroffenen können Blau nicht sehen und können Gelb nur schwer erkennen. Kräftiges Blau wird zu einer Mischung aus Grau und Türkis. Da sich auf der Netzhaut relativ gesehen am wenigsten Blaurezeptoren befinden, ist durch diese Form der Farbenblindheit die Sehschärfe am wenigsten beeinträchtigt.
Liegt eine Monochromasie vor, sieht der Betroffene die Umgebung nur in Abstufungen der Farbe, für die funktionierende Zapfen vorhanden sind. Sind nur die Sinneszellen für das blaue Licht funktionsfähig, kommt zur Wahrnehmung der Umgebung in Blautönen noch abgeschwächte Sehschärfe bei Tageslicht hinzu. Weitere Symptome sind hohe Lichtempfindlichkeit sowie Zitter- und Pendelbewegungen der Augen.
Fehlen die Zapfen überhaupt, spricht man von der erblich bedingten Achromasie oder atypischen Achromatopsie. Davon Betroffene nehmen nur Grau- und Blaustufen wahr. Bei cerebraler Achromatopie, die meist im Zuge einer Erkrankung erworben wird, fehlt die Farbwahrnehmung völlig. Die ganze Welt erscheint in Graustufen.
Der Grund der Farbenblindheit – was kann man dagegen tun?
Die vererbte Farbenblindheit ist relativ selten, da die genetische Disposition sowohl beim Vater als auch bei der Mutter vorliegen muss. Die Ausnahme ist die Blauzapfen-Monochromasie. Hier sitzt die fehlerhafte Erbinformation auf dem X-Chromosom. Es sind nur Männer von diesem Defizit betroffen. Die am weitesten verbreitete Form der Farbsehschwäche ist die genetisch bedingte Rot-Grün Schwäche.
Farbenblindheit kann auch im Zuge eines Schlaganfalls oder einer Kopfverletzung auftreten. Die Symptome dieser sogenannten cerebralen Achromatopsie können manchmal in den ersten Monaten nach dem Vorfall gänzlich verschwinden, weil sich verletzte Hirnareale wieder erholen oder sich anders vernetzen. Liegt die Ursache für die Farbenblindheit im genetischen Bereich, kann man gegen die Sehstörung selbst nichts unternehmen. Nur die Begleiterscheinungen, wie die Lichtempfindlichkeit, können gelindert werden. Das Farbsehen kann zudem bei einer Rot-Grün-Sehschwäche durch Brillengläser, die Farbkontraste verstärken, verbessert werden.
Die korrekte Diagnose der Farbenblindheit erfolgt meist mit Farbtafeln und genauer Anamnese durch den Augenarzt. In seltenen Fällen wird bei einem Elektroretinogramm mit Hilfe von Blitzreizen die Funktionsfähigkeit der Netzhaut überprüft.
Bei Erkrankungen der Netzhaut, der Sehbahn oder der Augen kann ein Verlust oder eine Verschlechterung der Farbwahrnehmung eintreten. Fazit: Im Fall einer Veränderung des Farbseheindrucks sofort den Augenarzt konsultieren!
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