Es klingt wie ein Wunder. Über Nacht werden ortho-keratologische Linsen getragen, am Tag kann der Kurzsichtige ohne Sehhilfe auch weit Entferntes wieder klar erkennen. Spezielle Linsen üben auf die Hornhaut Druck aus, damit sich die Zellen umverteilen und für bestimmte Zeit in dieser Form bleiben. Diese Methode ist nicht für jeden geeignet und bietet nur unter bestimmten Voraussetzungen Vorteile.
Ortho-K-Linsen – über Nacht wieder sehen
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Wie funktioniert die Ortho-K-Linse und wie wird sie angewendet?
In dem Wort Orthokeratologie stecken die Wörter „Ortho“ für richtig und „Keratologie“ für die Lehre von der Hornhaut.
Mit einem computergesteuerten Gerät wird vom Optiker die Hornhaut genau vermessen. Nur unter bestimmten Voraussetzungen sind die Augen von Kurzsichtigen und Altersichtigen für diese Sehhilfe geeignet:
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- Maximal -6 Dioptrien
- Astigmatismus kleiner als 1,5 Dioptrien
- Gesunde Augen
Die Linsen werden exakt angepasst. An den genau berechneten Stellen wird durch die speziell geschliffenen, formstabilen Kontaktlinsen, Druck ausgeübt. Diese Linsen sind in der Mitte weniger gekrümmt als die Hornhaut, das führt zu einer Umverteilung der Zellen, die vom Zentrum der Hornhaut in den Randbereich abwandern. Die Hornhaut wird im Zentrum dünner und am Rand etwas dicker. Kurzsichtigkeit und Hornhautverkrümmung können so bis zu einem gewissen Grad für ein paar Stunden ausgeglichen werden. Die Übergangsphase dauert 3 Nächte, dann sehen die Träger so gut wie zuvor mit Brille. Zu Beginn verschlechtert sich das Sehen für ein paar Stunden noch etwas. Nach der Anwendung der Linsen über 7 bis 14 Nächte ist die Veränderung dann so stabil, dass die Wirkung 8 bis 16 Stunden anhält. Viele Optiker stellen für die Übergangsphase leihweise Brillen zur Verfügung.
Große Vorteile bringen die, mit Kosten um die 1.000 € doch recht teuren, Linsen für stark kurzsichtige Kinder, da sie das Wachstum des Augapfels hemmen können und so das Fortschreiten der Myopie herabmindern. Auch für Sportler, die ihre Sportart ohne Angst die Linsen zu verlieren, betreiben möchten, sind Ortho-K-Linsen eine gute Wahl.
In Berufen bei deren Ausübung nicht nur Brillen, sondern auch Kontaktlinsen stören, kommen diese zum Einsatz. Zu denken ist dabei etwa an Bauarbeiter, die Kontaktlinsen wegen der Staubbelastung nicht tragen können oder Beschäftigte in Bädern, bei denen Keime unter die Linsen geraten können.
Welche Nachteile können die Ortho-K-Linsen haben?
Für Kontaktlinsenträger gänzlich ungewohnt ist, dass Linsen über Nacht getragen werden. Normalerweise ist dies ja verpönt, da die Sauerstoffversorgung des Auges unter den geschlossenen Lidern durch Linsen noch zusätzlich eingeschränkt wird. Obwohl die Ortho-K-Linsen aus einem sehr durchlässigen Material gemacht sind, kann eine Einschränkung der Sauerstoffversorgung nicht ausgeschlossen werden. Auch die Veränderungen des Aufbaus der Hornhaut sind nicht unproblematisch. Durch das Abflachen der Hornhaut kommt es zu einer Verfälschung der Messergebnisse des Augeninnendrucks, was die Früherkennung von Augenkrankheiten verhindert. Auch in puncto Hygiene muss der Träger besonders gründlich und sorgfältig sein, ansonsten drohen Geschwüre und Entzündungen auf der Hornhaut. Dadurch entstehende Narben, welche zu Seheinschränkungen führen können. Kein Wunder, dass nach der Anpassungsphase alle drei Monate ein Kontrolltermin fällig ist. Auch vom Ergebnis waren viele Träger enttäuscht. Ist das Sehergebnis am Tag relativ gut lässt es in der Dunkelheit und Dämmerung sehr zu wünschen übrig. Das Weiten der Pupillen bei diesen Lichtverhältnissen lässt Licht durch weniger stark umgeformte Hornhautbereiche fallen. Die Folgen sind Zerr-, Doppelbilder und verschwimmende Kontraste. Mit jeder Stunde Nichttragen der Linsen, strebt das Auge der ursprünglichen Form zu. Zwar erfolgt der Prozess langsam, führt aber speziell bei langen Autofahrten zu einer möglichen Sehverschlechterung, die gefährlich werden kann. Am besten trägt man die Ortho-K-Linsen während des Fahrens.
Werden die Linsen über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mehr eingesetzt, baut sich die Hornhaut wieder in den vorherigen Zustand um. Dieser Vorgang dauert einige Zeit, in der die alte Sehhilfe noch nicht passt. Man muss daher eine Zeit lang mit Seheinschränkungen rechnen.
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